Bernd Oetzmann
Musik, Gestaltende Kunst und Kunsthandwerk

Halbakustische E-Gitarren bzw. E-Gitarren gibt es wie Sand am Meer. Allerdings werden diese Instrumente nur mit einer Sattelbreite von 42 bis 47 mm gefertigt. E-Gitarren mit einer Sattelbreite von 52 bis 54 mm, wie die gewohnte Sattelbreite von Konzertgitarren und spanischen Flamencogitarren, werden im Handel nicht angeboten.

Ich habe die halbakustische E-Gitarre mit einer Sattelbreite von 54 mm so konstruiert, dass die Saiten auf dem Sattel in einer Breite von 45 mm liegen und im Bereich vor dem Steg die beiden Pickups in der von der E-Gitarre vorgegebenen Breite überspannen. Damit kann diese E-Gitarre, wie vom Spielgefühl der Greifhand bei der Konzertgitarre gewohnt, gespielt werden.

Für das optische Design dieser Gitarre wollte ich die helle sandfarbene Eiche mit der dunklen schwarzbraunen Wenge verbinden. Deshalb sind der Gitarrenhals, der Sattel, das Griffbrett, die Zargen, der Steg und der Saitenhalter aus Wengeholz gefertigt. Die Gitarrendecke, der Gitarrenboden, die obere Aufleistung der Kopfplatte, die Inlays im Griffbrett und die aus Designgründen in den Gitarrenhals eingefügte Verbindung vom Gitarrenkopf zum Klangkörper der Gitarre sind aus Eichenholz gefertigt. Die Gitarre hat als Finish eine glänzende Politur aus Hartwachsöl.

Der Bau der Gitarre folgte dem klassischen Gitarrenbau in Handarbeit. Der Gitarrenhals ist durchgängig aus einem Stück Holz gearbeitet und hat wie auch das Griffbrett stehende Jahresringe. Mit Formen, Wasser und Hitze sind die Zargen gebogen. Die Decke und der Boden sind jeweils aus einem Stück Eichenholz mit eng stehenden Jahresringen gearbeitet und in der Höhe gewölbt. Unter der Oberdecke in der Nähe des Steges ist ein Stimmstock aufgestellt. Dieser überträgt die Schwingungen der Decke mechanisch direkt und somit nicht nur passiv über die Zargen auf den Gitarrenboden. Er hat aber noch eine weitere Funktion; er hält nämlich auch die gebogenen Decken unter Spannung und wirkt damit direkt auf den Klang des Instruments.

Die passive Pickup-Elektronik habe ich in die Zarge eingebaut, damit sie die Schwingungen der Gitarrendecke nicht stört und das Holzdesign nicht durch die Knöpfe der Potentiometer beeinflusst wird.

Die Gitarre erzeugt als halbakustisches Instrument einen warmen und samtigen Klang, der das Spektrum aller Frequenzen gleichmäßig darstellt; und letztendlich konnte ich den Beweis antreten, dass auch Eichenholz Tonholzqualität hat.